Hast Du schon einmal überlegt, was Deine Werte sind? Was im ersten Moment vielleicht trivial klingt, kann einen schon zum Nachdenken bringen – und bei genauerem Hinsehen ist vielleicht doch manches nicht so ganz klar und simpel, wie es zunächst schien. Den Begriff verwendet man häufig, ohne ihn wirklich zu hinterfragen – doch: Was genau sind eigentlich Werte?

Aus soziologischer Sicht ist unter einem Wert „eine grundlegende, zentrale, allgemeine Zielvorstellung und Orientierungsleitlinie für menschliches Handeln und soziales Zusammenleben“ (…) zu verstehen. So mein ehemaliger Professor Karl-Heinz Hillmann in seinem Wörterbuch der Soziologie. Erweitert und übertragen auf den Coaching-Kontext verstehen wir Werte als tiefste menschliche Überzeugungen, Ideale und Einstellungen, die als Maßstab für unser Denken und Handeln dienen. Sie sind sowohl Teil des Gewissens als auch Motor, Antrieb und Motivation. Auf ihrer Grundlage treffen wir Entscheidungen und schätzen Menschen ein, wenn auch weitestgehend unterbewusst. Als Bausteine unserer Identität sind Werte eng mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen verknüpft.

Wenn wir uns also vor Augen führen, dass die Bedeutung eines Werts individuell variiert und gleichzeitig verbindenden Charakter hat, wird schnell deutlich, dass wir es hier mit einer ziemlichen Dynamik zu tun haben.

 

„Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“ Dieses Zitat, das dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967) zugeschrieben wird, fasst dies auf eine treffende Art und Weise zusammen.

Sehr wahrscheinlich hast Du Dich in der Vergangenheit schon einmal mit Deinen Werten auseinandergesetzt – vielleicht bewusst, doch in vielen Situationen vermutlich unbewusst, nämlich z.B. dann, wenn es darum ging, eine Entscheidung zu treffen. Werte als unsere tiefsten Überzeugungen und Prinzipien treiben uns an und stehen dafür, was uns im Leben wichtig und wünschenswert erscheint. Sie dienen als Kompass, da sie uns Sinn und Orientierung geben.

Ein glückliches Leben zu führen bedeutet, in Einklang mit seinen Werten zu leben. Wir sind dann entscheidungsfreudiger und auch erfolgreicher. Vernachlässigen wir hingegen unsere Werte, geraten wir aus der Balance, was sich z.B. im Empfinden von Sinnlosigkeit oder Zweifeln äußert. Uns fehlt dann oft die Motivation, die Energie oder wir fühlen uns antriebslos.

Neben moralischen Werten (dazu gehören u.a. Mitgefühl, Ehrlichkeit oder Respekt) gibt es persönliche Werte (wie Freiheit oder Unabhängigkeit), gesellschaftliche Werte (z.B. Gerechtigkeit und Toleranz) und spirituelle Werte (wie Liebe oder Frieden).

Werte sind oft kulturell bedingt und hängen von unserer Erziehung und Sozialisation sowie unseren Erfahrungen ab. Wie Du Dir vorstellen kannst, sind diese daher sehr vielfältig. So teilen Menschen vermeintlich gemeinsame Werte, diese können jedoch in ihrer Definition, Ausprägung oder Priorisierung ganz unterschiedlich sein und auch je nach Kontext eine individuelle Bedeutung bekommen

Wenn Du für Dich beispielsweise herausfindest, dass „Freiheit“ ein für Dich wesentlicher Wert ist, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Was genau verstehst Du unter Freiheit? Was bedeutet es für Dich, in Freiheit zu leben, zu entscheiden? Wo sind möglicherweise Grenzen der Freiheit?

 

So hat jeder von uns sein ganz eigenes Wertesystem, das unsere Identität prägt. Werte können übernommen werden, z.B. von Eltern oder auch Vorbildern. Und sie können sich entwickeln bzw. über die Zeit verändern. Das heißt, sie sind nicht statisch, so dass es sich immer wieder mal lohnt, einen Werte-Check zu machen.

Die eigenen Werte zu kennen, kann viel Klarheit bringen, denn es erleichtert uns bspw., Entscheidungen zu treffen. Doch woher weiß ich eigentlich, was meine Werte sind? Und wie finde ich heraus, welche die wichtigsten sind?

Frag Dich doch zu Beginn mal das:

  • Wer bin ich?
  • Wer will ich sein?
  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Was treibt mich an?
  • Wie möchte ich leben?

Geh ruhig intuitiv an die Sache ran, nicht zu verkopft und schreib im Brainstorming erst mal alles auf, was für Dich einen wichtigen Wert darstellt. Wenn Du Deine Liste soweit erstellt hast, war das schon mal ein großer Schritt in Richtung Bewusstmachen Deiner Werte. Du kannst das nun einfach mal sacken lassen, reflektieren und gern auch im nächsten Blog-Post schauen, was wir damit noch anstellen können.