Lange habe ich mich schwergetan, aus dem Quark zu kommen, um meinen ersten Blog-Artikel zu verfassen. Wann ist der passende Zeitpunkt? Mit welchem Thema starten? Wer will das überhaupt lesen? Und dauernd fehlte irgendwie die Muße, die ich zum Schreiben für gewöhnlich brauche.
Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, wo ich einfach was raushaue. Mitten in der Coronakrise, mitten im lagerkollervorprogrammierten Homeoffice-und Homelearning-Chaos.
Heiliger! Wer hätte das gedacht, dass uns ein Virus einmal so dermaßen in unseren ach so selbstverständlich geglaubten und geliebten Freiheiten beschneiden und das öffentliche Leben lahmlegen würde?!
Was wird nicht alles diskutiert! Kein einziger Bereich unseres Lebens scheint ausgenommen von dieser Krise und all den damit verbundenen Herausforderungen und Konsequenzen.
Unsere Politik muss Entscheidungen von großer Tragweite treffen über Parteiinteressen hinweg, unser Gesundheitswesen ist mehr denn je gefordert und stößt an seine Grenzen, im Einzelhandel wird gerödelt und geräumt, als fielen Ostern und Weihnachten zusammen, während die Forschung eine Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit bei der Suche nach einem Impfstoff gar nicht weiter hinterfragen muss, obwohl die Hoffnung, die in sie gesteckt wird, Antrieb und Druck zugleich sein können.
Es wirkt fast schon unfair, einzelne Gruppen herauszupicken, weil dies allen anderen nicht gerecht werden kann. Und doch gibt es plötzlich sogenannte „systemrelevante Berufe“: allen voran die Pflegekräfte und das gesamte medizinische Personal, Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute, Mitarbeiter von Rettungsdiensten, der Energie- und Telekommunikationsbranche, der Apotheke, des Supermarkts …Allen, wirklich allen, die das öffentliche Leben helfen, auch in dieser Krisenzeit aufrechtzuerhalten, sich aufopfern und in den Dienst der Gesellschaft stellen, gebührt Dank, Wertschätzung, Anerkennung. Auch dafür, dass sie uns damit weiterhin ein Stück weit Sicherheit und Normalität vermitteln in einer Situation, die alles andere als sicher und normal ist.
Ich denke aber auch an all die vielen Selbständigen, an die Kreativen und Künstler, die unser kulturelles Leben bereichern und bunt machen. Sänger, Comedians und Schauspieler, die nicht auftreten können, Museen, die ebenso geschlossen bleiben wie Floristenläden, leere Bühnen, Cafés, Urlaubsorte, Sportstadien usw. Daran, dass all diese die Krise überstehen und weitermachen können, sollten wir alles setzen. Ihr seid Superhelden, wenn Ihr, statt vor Publikum zu spielen, Eure Konzerte live streamt, wenn Ihr Heimlieferungen anbietet oder einfach Eure Reichweite nutzt, um Eure Follower und Kunden zum Zuhausebleiben motiviert.
Superhelden seid auch Ihr Journalisten und Moderatoren, denen es gelingt, die mediale Berichterstattung mit seriöser Ernsthaftigkeit, aber auch mit Optimismus zu versehen und so eine gewisse Leichtigkeit zu verbreiten.
Die Lehrerinnen meiner Kinder, die sich rasch auf die neue Situation eingestellt haben und flexibel mit dieser umgehen, die leidenschaftlich auf die neue Art und Weise arbeiten, immer ansprechbar sind, Mut machen und eine positive Stimmung verbreiten – sie sind ebenso Alltagshelden, die den Laden am Laufen halten.
Und ganz besondere Superhelden sind all die Mamas und Papas, deren Homeoffice gleich neben der Homeschool liegt, deren Alltag neben Homebespaßung natürlich auch das Inschusshalten der paar Quadratmeter beinhaltet, auf denen sich das Leben momentan 24/7 abspielt, weil die nicht mehr nur Küche, Bad, Wohn- und Schlafzimmer sind, sondern auch als Spielplatz, Klassenzimmer, Bastelwerkstatt oder Gym herhalten müssen.
All das zeigt eines: dass wir in erster Linie nur zusammen stark sein können. Wo sich das eine Rädchen im System nicht mehr dreht, blockiert es auch ein anderes. Dies zeigt den systemischen Gedanken. Es braucht jeden einzelnen, es braucht alle. Diese, die jetzt umso mehr gefragt sind, und diese, die zuhause bleiben. Ihr alle seid Superhelden.