Overtime: “Schenk Dir ein Coaching!”

Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt. So heißt es doch!? Mitnichten. Nach vier Interviews an den Advents-Sonntagen gibt es hier noch einen kleinen Nachschlag zur Interview-Reihe „Say YES! to Coaching“ – passend zum Dreikönigstag. Denn auch Kaspar, Melchior und Balthasar kamen bekanntlich erst zwei Wochen nach Weihnachten mit Geschenken beim Heiland an. So gibt es also auch heute ein nachträgliches Geschenk an Dich von mir und meiner wunderbaren Interviewpartnerin Martina, Director Communications in der internationalen Verpackungsindustrie aus Zürich. Die 40jährige erzählt über den Dreiklang ihrer Coaching-Erfahrungen, nämlich im beruflichen Kontext als Führungskraft, als persönliche Weiterentwicklung und in der eigenen Anwendung von Methoden.

 

In welcher Situation hast Du ein Coaching in Anspruch genommen?

Mir wurde Coaching von meinem Arbeitgeber angeboten, als Teil meiner Entwicklung als Führungskraft und Mitglied des Executive Teams – und ich habe natürlich sofort „Ja!“ gesagt.

 

Was wusstest Du vorher über Coaching?

Ich habe früher als Communications Coach gearbeitet, kannte daher viele Methoden und habe einige bereits selbst verwendet. Doch ich war ehrlich gesagt eher skeptisch, wie ich diese persönlich umsetzen sollte, obwohl – oder gerade weil mir die Theorie durchaus bekannt war. Aber es funktionierte und ich konnte tatsächlich Neues lernen.

Was war Dir wichtig bei der Auswahl Deines Coachs?

Mir wurden mehrere Coaches über eine Online-Plattform angeboten. Ich habe dort zunächst nach Themenbereichen geschaut und ob die Coaches selbst Erfahrung im Business-Leben hatten, da ich jemanden gesucht habe, der beide Welten kennt, Praxis und Theorie. Lustigerweise war es mir wichtig, mit einer Frau zu arbeiten … ich weiß nicht, wieso. Ich habe vorher zwei andere Coaches probiert, aber ich kann nicht mit so „fühl mich, spür mich“-Leuten, ich brauche eine dynamische Beziehung, wo in hohem Tempo Sachen analysiert und diskutiert werden. Das muss man erst mal für sich rausfinden. Coaching ist eben auch eine Beziehungssache. Es ist nicht so, dass ein Coach mit sauberen Lösungen kommt. Herangehensweisen und Ideen werden immer in der Zusammenarbeit gefunden.

 

 

Wie hast Du Coaching genutzt und welche Veränderungen hast Du dadurch bemerkt?

Ich bekam zunächst ein Angebot für ein halbes Jahr. In dieser Zeit haben wir uns immer 1:1 online getroffen, meist einmal im Monat, und in der Phase, wo ich mehr Unterstützung brauchte, einmal pro Woche. Mein Coach hat mir in dieser Zeit auch Materialien und unterstützende Messages geschickt, es war also eine on-going interaction.

Die verschiedenen Übungen habe ich sofort versucht, umzusetzen, mein Wissen wurde von Anfang an mehr und besser. Meine Einstellung betreffend war es jedoch ein bisschen wie ein „Rollercoster“: War ich bereit für eine Veränderung? Ja! Aber: War ich bereit, die ganze Arbeit zu machen, um diese Veränderung zu erreichen? Am Anfang nicht … und dann gab es einen Punkt, wo ich genug hatte und nicht mehr tiefer bohren und reflektieren wollte, so dass ich eine Pause machte. Als ich dann wieder Coaching brauchte, habe ich erste Veränderungen gesehen, als ich meinen „rock bottom“ erreicht hatte, wo ich wirklich am Boden war wegen einer Situation bei der Arbeit. Ich merkte, dass sich etwas ändern musste – entweder die Arbeit oder ich. In dem Moment habe ich realisiert, dass die Situation unabhängig von mir entstanden ist, aber ich selbst die Macht hatte, meine eigene Reaktion darauf, meine Emotion zu definieren und das war dann anders und besser.

 

Was war eine besonders prägnante Erfahrung im Coaching?

Wir hatten eine wirklich schöne, offene Coaching-Beziehung. Es war immer lustig und wir haben viel gelacht. Es hat mir gut gefallen, dass mein Coach oft Drama-Methoden verwendet hat, in denen wir Szenarien nachgespielt oder Personen karikiert haben. So habe ich vieles realisiert. Durch Humor wurden diese negativen Emotionen menschlich und normal. Der Gamechanger war wahrscheinlich, dass ich ganz, ganz erschöpft war, auch erschöpft mit meinen eigenen Emotionen und Reflexionen und gezwungen durch eine kurze Pause dann wieder auf die Beine gekommen bin.

Was war Dein größtes Learning im Coaching?

Ich glaube, alle haben in der Pandemie auf verschiedene Art die Situation als schwierig empfunden. Wir sollten menschlich und barmherzig sein, aber auch mit uns und unseren Emotionen gut umgehen. Auch in schwierigen Situationen, in denen es oft um das Negative oder das Kritische geht, ist positiver Selbsttalk sehr viel wert und Selbstfürsorge sehr wichtig. Mein größtes Learning war wahrscheinlich: Wir sind selbst Architekten von unseren eigenen Emotionen.

 

Welche Tipps hast Du für jemanden, der/die überlegt, ein Coaching in Anspruch zu nehmen?

„All in!“ Ich würde sagen, wenn du dich entscheidest, einen Coach zu suchen: Sei offen. Sei offen auch für Dinge, die dir im ersten Moment komplett gaga vorkommen. Es steckt schon eine Idee dahinter. Coaching ist cool.

Ich unterstütze „Say YES! to Coaching“, weil …

… es wertvolle Zeit für dich bedeutet! In der heutigen Welt geht es für uns alle um Selbstoptimierung. Immer und überall muss man besser und schlauer, überlegter, erfolgreicher und empathischer und was weiß denn ich sein … insbesondere als Frau. Ich spreche zwar über Coaching im beruflichen Kontext, aber es ist etwas, das mich nicht nur als Führungskraft weitergebracht hat, sondern ganzheitlich als Mensch. Ich hatte die Gelegenheit, mir während der Arbeit Zeit für meine eigenen Gedanken, Werte und Ziele zu nehmen. Durch das Coaching bin ich näher zu mir selbst gekommen, etwas, was man durch den Arbeitsalltag, während der Pandemie oder v.a. auch als Mama schnell vergisst. Denn man denkt selten an seine eigenen Bedürfnisse und Ziele, geht immer vorwärts und „liefert“ einfach, als Mensch, als Mama, als Ehefrau, als Partner, als Mitarbeiter. Aber Coaching ist etwas für dich selbst, es bedeutet Zeit für dich. Coaching ist kein Tabu. Es hilft. Deshalb ganz klar: Say yes to Coaching!

 

Vielen Dank, liebe Martina, fürs Teilen Deiner Erfahrungen und Tipps! Wenn wir Coaching als wertvolle Zeit für uns selbst verstehen, in der wir uns in einem geschützten Rahmen öffnen und uns nach unseren eigenen Bedürfnissen weiterentwickeln können, ist dies doch wirklich ein wunderbares Geschenk an uns selbst.